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FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 1/2001 - März 2001
www.fahrgast.at/z01-1-3.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 26.3.2001 (ARK)
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Wien - Budapest

Städteverbindung im Abseits?

Mit Fahrplanwechsel am 10. 06. 2001 erfolgt die Einstellung von vier Schnellzugspaaren im Abschnitt Wien - Budapest. Genau genommen handelt es sich dabei um die Züge EN228 / EN 229 "Donau-Spree-Kurier", D262 / D263 "Orient-Express", IC344 / IC345 "Avala" und D342 / D343 "Arrabona", die teilweise ersatzlos gestrichen werden. Der für Wiener Fahrgäste optimale "Lehár"-Express fährt am Südbahnhof um 30 Minuten später, also um 7.15 Uhr ab.

Die derzeitige Frequenz von zehn Zugspaaren inklusive Nachtzüge dürfte zwischen zwei Millionenstädten wohl kaum überdimensioniert sein. Doch bei genauerer Betrachtung scheint man an einem schwungvollen Bahnverkehr zwischen beiden Städten nicht sehr interessiert zu sein.

Vorbei die euphorischen Ideen eines Taktverkehrs mit einer Fahrzeit von zwei Stunden, wie sie angesichts der gemeinsamen Weltausstellung propagiert wurden. Nach einem relativ zügigen Ausbau auf ungarischer Seite, dem die derzeitigen Fahrzeitverkürzungen zu verdanken sind, scheint nun das Ende erreicht zu sein. Im österreichischen Abschnitt wurden hingegen keine Beschleunigungsmaßnahmen wirksam, lediglich die Loks der Baureihe 1114 verkehren mit einigen Zugpaaren zügig bis nach Budapest. Wagenmaterial und Komfort sind zwar etwas besser geworden, die Tarifgestaltung ist allerdings abschreckend, deshalb die oft katastrophale Auslastung. Am 10. 02. 2001 konnte man zum Beispiel im Lehár nur 41 Fahrgäste zählen.

Budapest

Wer von Wien einen Ausflug nach Budapest in der 2. Klasse macht, ist mit der Ausflugskarte um 614,- ATS, inkl. ungarischen EC-Zuschlag und 4-Tagesnetzkarte in Budapest, sehr gut bedient.

Dies ist allerdings für Ermäßigungen in Österreich, z.B. Vorteilscard in unterschiedlicher Form, erst zu prüfen, dabei hilft unsere Tabelle. Wenn die Reise mehr als vier Tage dauert, lohnt es sich, die Ungarn-Fahrkarte beim Schaffner zu kaufen. Wenn man den Fahrschein bis Hegyeshalom vorzeigt, wird dabei kein Aufpreis verlangt. Es ist empfehlenswert beim Schaffner gleich auch die Rückfahrkarte zu kaufen, damit man sich das sehr lange Warten vor der Kasse in Budapest erspart.

Wer viel Zeit und wenig Geld hat, kann in Hegyeshalom in einen Inlandszug umsteigen, dann zahlt er den um 70% billigeren Inlandstarif, das ist noch weniger als der relativ günstige Buspreis.

Der 3,3-fache Tarif gilt für alle internationalen Züge, wenn man den Zug auch nur zwischen Hegyeshalom und Györ benützt oder diesen Abschnitt durchfährt. Von Györ nach Budapest gilt der Inlandstarif, zuzüglich Zuschläge für Eurocity oder Intercity. Wer also zwischen Österreich und Budapest unterwegs ist, soll gefälligst zahlen. Natürlich gilt dies für Züge über Hegyeshalom nach Bratislava, wie z.B. "Slovan" nicht (nur etwa 110,- ATS), die wären ja sonst auch leer. Ein Sondertarif nur für "Österreicher" also, doch weit gefehlt. Die weniger begüterten Ungarn zahlen nach Wien nämlich genauso ihren vierfachen Inlandstarif, was selbstverständlich zur Fahrt mit dem eigenen Auto oder dem Bus zwingt. Meine Freunde in Budapest meiden daher die Bahnfahrt nach Wien, weil sie schlicht zu teuer ist.

Fahrkarte (hin / retour) HUF ATS Bemerkung
Ausflugskarte
Wien - Budapest

gültig 4 Tage
  614,- inkl. ung. EC-Zuschlag und 4 Tage öffentlichem Verkehr in Budapest
ÖBB Wien - Budapest
2 Monate
  816,- mit EC-Zuschlag für Ungarn
ÖBB Wien - Budapest
2 Monate
  700,- ohne EC-Zuschlag
2 EC-Karten für Ungarn 1.398,-  74,- beim ungarischen Schaffner
Normal
Südbf. - Hegyeshalom
  288,- ab/bis Kledering 256,- ATS
VT-Card (45%)
Südbf. - Hegyeshalom
  160,- ab/bis Kledering 142,- ATS
Hegyeshalom - Budapest 8.808,- 464,- Ungarischer Auslandstarif
Hegyeshalom - Budapest
2.664,- 140,- Ungarischer Inlandstarif
Bus Wien Landstraße - Budapest Erzsébet tér
180 Tage
  520,- Nur bei der Kassa!
Fährt viermal täglich

Viel zu teuer!

Dabei würden beide Inlandstarife zusammen nur einen Fahrpreis von etwa 400,- ATS Hin- und retour ergeben. Unter diesem Umstand scheint die geringe Auslastung der Züge verständlich. Bei weiterer Erhöhung des derzeitigen Preises würden dann allerdings auch drei Zugpaare genügen, vielleicht ein Vorschlag für die Abteilung Personenverkehr. Die geplante Einstellung der vier Zugpaare ist jedenfalls total kontraproduktiv und wird vielleicht zu einer teilweisen Verlagerung des Personenfernverkehrs über Sopron zwingen. Die fertiggestellte Autobahn braucht anscheinend noch zusätzlichen Verkehr, oder sollen die zukünftigen EU-Bürger schon auf die Vorzüge des Straßenverkehrs vorbereitet werden?

Manche internationale Züge fahren in Ungarn als "Intercity" mit Reservierungspflicht, die aber nur für Inlandsreisende gilt. Sehr ärgerlich sind in Wien die daraus resultierenden Reservierungszetteln "Györ - Budapest", die dem österreichischen Fahrgast viel mehr Plätze wegnehmen, als tatsächlich besetzt sind.

Es ist bedauerlich, wenn man zusehen muss, wie eine ausgebaute Schienenverbindung zwischen zwei Weltstädten aufgrund einer starren und bedenklichen Tarifpolitik sprichwörtlich "den Bach" runtergeht. Ein 2-Stunden-Takt und ein annehmbarer Fahrpreis auch für Ungarn (etwa 450,- ATS retour), sowie Ermäßigung für Tagesrandzüge, dazu eine eigene Verkaufsstrategie, und die Züge dürften mehr als ausgelastet sein. Die Einstellung der vier Zugpaare wird Wien als Drehscheibe zwischen Ost und West fragwürdiger denn je erscheinen lassen. Der geplante Zentralbahnhof sollte doch die rasche Durchbindung der Züge nach Ungarn gewährleisten. "Welcher Züge?", wird man sich fragen müssen, was wieder einmal im Nachhinein beweist, wie recht doch die Gegner dieses Großprojektes hatten. Leider!

Herbert Kröll, Thomas Farkas

Einige Hinweise für Budapest
  • Der aktuelle Wechselkurs liegt derzeit bei 1 ATS = 19 HUF. Manche Wechselstuben im Ankunftsbahnhof Keleti bieten 20% weniger!
  • Am Bahnhof wird man von Taxlern angesprochen - lieber nicht...
  • Günstige Privatzimmer werden am Bahnhof von älteren Menschen angeboten, sie sind meistens OK.

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