Für Kenner gehört die Außerfernbahn zu den schönsten Alpenbahnen. Sie erschließt an nahezu jeder Station unzählige Ausflugsmöglichkeiten. Dennoch wollen die ÖBB die Bahn stilllegen, auch die DB AG hat wenig Interesse gezeigt und die Strecke vernachlässigt.
Um den Kampf für die Erhaltung der Bahn auch mit unserer Anwesenheit zu unterstützen, luden FAHRGAST Österreich und PRO BAHN Allgäu am 16. und 17. September zu einem Ausflug mit der Außerfernbahn und Wanderung zu den Königsschlössern in Hohenschwangau. Leider konnten einander die beiden Gruppen nicht treffen, da die PRO BAHN-Leute bereits am Samstag abend wieder zurückfuhren und nicht übernachteten.
Treffpunkt für die FAHRGAST-Leute war im Hotel Ulrichsbrücke, vor dem sich bis vor kurzem noch die Haltestelle Ulrichsbrücke-Füssen der Außerfern-Bahn von Kempten/D nach Reutte befand (siehe FAHRGAST 2/00). Trotz der widrigen Wetterprognosen kamen 6 Leute von PRO BAHN Allgäu und 9 von FAHRGAST. Beim Abendessen fand das gegenseitige Kennenlernen statt, und es wurden die Situation und Zukunft der Außerfernbahn besprochen.
Nach einem kräftigen Frühstück ging es um 7 Uhr 30 los zu den Königsschlössern. Glücklicherweise hatte der Wettergott Einsehen, und es regnete wenigstens nicht. Nach sehr schöner Strecke durch Wiesen und Wälder entlang der sogenannten Fürstenstraße, vorbei am verwaisten deutsch-österreichischen Grenzübergang und am Ufer des Alpsees entlang, gelangte die Gruppe nach ca. 2 Stunden oder 6 km zum Busparkplatz vor dem Aufgang zu den Schlössern. Krasser könnte der Kontrast zu den menschenleeren Wanderwegen gar nicht sein: Hier dominierten Lärm, Hektik und Gestank. Da aufgrund des Menschenandrangs ein Besuch des Schlosses Neuschwanstein nicht mehr in den Zeitrahmen paßte, begnügte man sich mit der kostenlosen Besichtigung des Innenhofes, dem herrlichen Ausblick auf das Alpenvorland und dem abenteuerlichen Blick von der Marienbrücke ca. 60 m über einer Schlucht.
Auch auf dem Rückweg dieselbe Situation: keine Leute! Die Rückfahrt wurde am frühen Nachmittag gemeinsam angetreten. Von Ulrichsbrücke ging es Richtung Garmisch-Partenkirchen, vorbei an der Zugspitze. Nach Seefeld führte die Strecke über Kehren und Viadukte hinab ins Inntal nach Innsbruck. Dort trennten sich die Wege. Der größte Teil der Gruppe fuhr nach Wien zurück. Im Zug war noch ausgiebig Gelegenheit zu Gesprächen und Diskussionen. Alles in allem ein gelungenes Wochenende. Wir freuen uns schon auf den nächsten Ausflug. Vielleicht sind dann auch Sie dabei?
Text: Klaus Hofstädter, Foto: i.A. Ernst Lung
Fahrgastzahlen
Anlässlich des nebenseitig beschriebenen Ausfluges konnten für das Wochenende 16./17. September folgende unabhängige Zahlen ermittelt werden, die belegen, dass die Auslastung der Außerfernbahn keinesfalls eine Einstellung rechtfertigt.
Samstag, 16. September: Ab Kempten 9:01 40 bis 50 Fahrgäste, ebenso um 13:01. In Oy, Nesselwang und Pfronten-Ried sowie auch in Pfronten-Steinach, dem Grenzbahnhof zu Österreich, stiegen regelmäßig Reisende aus, bis zur Ulrichsbrücke waren noch zwischen 20 und 30 Personen anwesend. Pfronten ab 17:07 Richtung Kempten 15 bis 20 Fahrgäste. Ab Garmisch-Partenkirchen 16:25 Richtung Reutte 72 Fahrgäste, ungefähr die Hälfte davon bis Ehrwald und Lermoos, von Lähn bis Heiterwang-Plansee zusätzlich eine Gruppe von ca. 30 Personen. Ab Reutte 17:25 Richtung Pfronten-Steinach 9 Fahrgäste.
Sonntag 17. September: Ab Ulrichsbrücke 14:08 Richtung Reutte 17 Reisende. Ab Reutte 14:28 Richtung Garmisch-Partenkirchen 38 Reisende, die Spitzenbelastung betrug zwischen Lermoos und Ehrwald 48 Personen.
Dazu 2 Anmerkungen:
Auf deutscher Seite der Außerfernbahn ab Kempten sowie auf österreichischer ab Reutte Richtung Garmisch-Partenkirchen werden normalerweise keine Zugbegleiter eingesetzt. Wer ohne Fahrschein einsteigt, wird zum unfreiwilligen Schwarzfahrer und dadurch statistisch nicht erfasst. Daraus resultieren die offiziellen niedrigen Fahrgastzahlen.
Text: Klaus Hofstädter, Foto: Ernst Lung