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FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 1/98 - April 1998
www.fahrgast.at/z98-1-1.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 14.9.1999 (ARK)
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Das NÖ Landesverkehrskonzept 97

Die Präsentation des NÖ-Landesverkehrskonzeptes 1997 durch Prof. Zibuschka am 29. Jänner 1998 (organisiert durch die ARGE Verkehrspolitik) hat ein überraschend großes Publikum nach Sankt Pölten gezogen, was vielleicht dadurch zu erklären ist, daß verschiedene neue Aspekte die Verkehrssituation dieser Region künftig stark beeinflussen könnten. Einerseits die Ostöffnung der EU, andererseits die geplanten riesigen Erlebnisparks hätten Folgen, die man rechtzeitig berücksichtigen muß. Es ist sehr erfreulich, daß nicht nur Experten und Politiker, sondern auch viele engagierte Bürger sich für die Pläne interessierten.

Hier folgt ein Auszug der Darstellungen.

Die bisherige Entwicklung

Obwohl das im Jahr 1991 beschlossene Verkehrskonzept das Leitbild "Vermeiden, Verlagern, Verbessern, Fördern" getragen hat, hat sich zwischen 1990 und 96 die Zahl der PKWs und Kombis um 25% erhöht, sodaß 1996 auf 1000 Einwohner 527 davon entfielen. Im Bereich des Öffentlichen Verkehrs hat sich eine Zunahme von 10% ergeben.

Von der NÖ Wohnbevölkerung werden derzeit an einem durchschnittlichen Werktag 4,5 Millionen Wege zurückgelegt, davon 38% zu Fuß und mit dem Rad, 15% mit den Öffentlichen und der Rest mit dem Auto. Die Verkehrsleistung (Personen-km/Tag) ist 40,7 Mio. km, davon werden 5% zu Fuß und mit dem Rad, 40% mit den Öffentlichen und 55% mit Autos erbracht.

Durch verschiedene Ausbau- und Attraktivierungsmaßnahmen ist es trotzdem gelungen, maßgebliche Anteile des Verkehrs auf den ÖV zu verlagern. Einige Beispiele: Schnellbahnausbau nach Mistelbach, Elektrifizierung der Nordwestbahn und der Franz-Josefs-Bahn, Taktverdichtung der Badner Bahn, Park & Ride Garagen, etc. Auch die Anrufsammeltaxis in sieben Orten helfen, den ÖV in nachfrageschwachen Zeiten aufrecht zu erhalten

Neue Rahmenbedingungen

Da weiterhin damit zu rechnen ist, daß der motorisierte Verkehr tendenziell ansteigt, werden verstärkt Anstrengungen nötig sein, um zumindest den aktuellen Stand beibehalten zu können.

Einige neue Rahmenbedingungen erschweren die Lage des Öffentlichen Verkehrs:

  • Durch die Aufgliederung der ÖBB in Infrastruktur- und Absatzbereich und den freien Zugang zum Schienennetz besteht die Gefahr, daß das Angebot insbesondere im Regionalverkehr stark ausgedünnt wird.
     
  • Aufgrund der Budgetrestriktionen wurden die Zahlungen des Bundes für die Schüler- und Studentenfreifahrten deutlich verringert.
     
  • Der Postbusverkehr und der ÖBB- Kraftwagendienst müssen nach marktwirtschaftlichen Kriterien geführt werden.

Diese Veränderungen bewirken, daß entweder das ÖV-Angebot deutlich verringert wird, oder die Gebietskörperschaften stark zuzahlen müssen.

Die Straßenbenützung ist auch nicht mehr kostenlos: Die Autobahnvignette wurde 1997 eingeführt. Die fahrleistungsabhängige Besteuerung wird allerdings wegen "negativen Verlagerungseffekte, die die Gemeinden treffen" von NÖ abgelehnt.

Zukunftsstrategien

Die Leitsätze der NÖ Verkehrspolitik bis 2005 bleiben weiterhin "Vermeiden - Verlagern - Verbessern - Fördern".

Es hat sich herausgestellt, das die Möglichkeiten der Vermeidung relativ gering sind: dadurch können 7% der Wege und 5% der Personen-Kilometer eingespart werden. Durch die Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt müssen Pendler oft längere Wege in die Arbeit zurücklegen, was eine größere Moblität erfordert.

Die Verlagerung zum ÖV ist nicht allein durch eine Attraktivierung des ÖV zu erreichen, auch Maßnahmen zur Einschränkung des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) sind notwendig. Eine besonders wichtige Rolle spielt hier die in Wien eingeführte Parkraumbewirtschaftung: Dadurch sind ca. 10.350 Pendler gezwungen, auf den ÖV umzusteigen. Wenn auch die Bezirke 2, 3 und 20 das Parkpickerl einführen, müssen zusätzliche 13.700 Leute auf den ÖV umsteigen, somit könnte der ÖV-Anteil bis 2001 bei den Pendlern 57% erreichen!

Auch einige NÖ Städte haben eine gut funktionierende Parkraumbewirtschaftung, wobei mit der Überwachung Private Gesellschaften beauftragt sind.

NÖ hält auch das Park & Ride-System für sehr wichtig, und plant in den nächsten Jahren insgesamt 20.000 PKW-Bahnhofstellplätze zu errichten.

Für die Verbesserung des ÖV sind u.a. folgende Maßnahmen geplant:

  • Viergleisiger Ausbau der Westbahn bis St.Pölten
  • Ausbau Parndorf - Kittsee - Pressburg
  • Verdichtung der Ostbahn auf 30-Minuten-Takt
  • Wien-Mödling: ab Mai 1998 Viertelstunden-Takt
  • Wien-Wiener Neustadt: 30 Min. Takt
  • Die Badner Bahn fährt ab 2000 alle 7½ Minuten zwischen Wien und Wiener Neudorf, teilweise mit Niederflurwagen
  • Beschaffung von 240 City-Shuttle-Waggons (siehe Titelbild)
  • Die Flughafenschnellbahn S7 wird zweigleisig ausgebaut und fährt ab 2002 mit Viertelstunden-Takt
  • Pottendorfer Linie: zweigleisiger Ausbau

Finanzbedarf

Für die Finanzierung der im Verkehrskonzept vorgeschlagenen Maßnahmen sind 71,7 Mrd. S notwendig (Basis 1996). Von diesem Betrag entfallen 49,6 Mrd. S (69,2%) auf den Ausbau des ÖV (inkl. 20.000 Park & Ride Stellplätze mit etwa zwei Mrd. S) und 21,8 Mrd. S (30,4%) auf den Straßenbau.

Antworten auf Fragen

  • Die Erhöhung der Treibstoffpreise um 20% bewirkt eine Verringerung des Autoverkehrs um 10%.
     
  • Die Untersuchung der geplanten neuen Freizeitzentren (Ebreichsdorf, Wiener Neudorf und Wiener Prater) ist noch im Gange. Teilweise werden Umwidmungen notwendig sein, genauso wie Raumverträglichkeitsprüfungen. Für die verursachten Verkehrsprobleme müssen in erster Linie die Betreiber und Planer brauchbare Lösungsvorschläge unterbreiten.
     
  • Bezüglich Busverkehr im Südraum NÖ als Anschluß zu ÖBB gibt es flächendeckende Untersuchungen, die feststellen daß bis Mödling die Versorgung schwach ist, doch würde eine entsprechende Ausweitung eine sehr hohe finanzielle Belastung bedeuten. Was die Busspuren anbelangt, besteht eindeutig Handlungsbedarf. Mit der Verbesserung des Zubringerbusverkehrs könnte man auch die Parkplätze bei den Bahnhöfen vermeiden.

Obwohl das Konzept auch sehr viel Straßenbau vorsieht, ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Eine detaillierte Analyse des Konzeptes ist hier nicht möglich, Ihre Meinung wird aber gerne veröffentlicht.

Anny und Thomas Farkas


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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