FAHRGAST - Die Zeitung |
Ausgabe 3/98 - November 1998 |
www.fahrgast.at/z98-3-2.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 14.9.1999 (ARK) |
Ringelspiel am RingFAHRGAST fordert Zusammenlegung von J und 71Bis zum Beginn der Vollmotorisierung fuhren die Wiener mit ihrer Tramway oder mit der Stadtbahn. Mitunter gingen sie sehr weite Strecken zu Fuß, weil sie sich den Fahrpreis nicht leisten konnten. Die Wiener Ringstraße gehörte den Straßenbahnfahrgästen und den vielen Fußgehern. Reisende, die nicht in die Innenstadt, sondern von einem Vorstadtbezirk in einen anderen mußten, konnten eine der zahlreichen Durchgangslinien benützen, die aus einer Radialstraße kamen, dann ein Stück am Ring fuhren, um die Innere Stadt wieder über eine andere Radialstraße zu verlassen. Daher wurden diese Linien auch Ringlinien genannt. Lange Jahre reihten sich am Ring Straßenbahnwagen an Straßenbahnwagen, die von einem Außenbezirk in den andern fuhren. Als Entlastung schickten die Verkehrsbetriebe dann auch noch Durchgangslinien über die Lastenstraße (die "Zweierlinien"). Noch in den 50er Jahren standen den Wienern insgesamt elf solcher ständig verkehrende Linien zur Verfügung. Der Hauptvorteil dieser Verbindungen lag nicht so sehr in der Möglichkeit sie durchgehend zu befahren, sondern daß die wichtigen Radialstraßen mit nur einmal umsteigen erreichbar waren. Fahrgäste aus zwei Stadtteilen fuhren am Ring ein Stück gemeinsam. Heute gibt es nur mehr eine Durchgangslinie im ursprünglichen Sinn am Ring - den D-Wagen. Die mangelhafte Innenstadterschließung mit Straßenbahnen wurde erst durch die Inbetriebnahme der Linien U1 und U3 kompensiert. Durch die Einstellung der meisten Durchgangslinien (A/Ak, B/Bk, T, ...) und der damit verbundenen Umlenkung der Fahrgastströme auf die U-Bahn verloren die Ringlinien an Attraktivität. Die Bedeutung der Durchgangslinien am Ring zeigt sich auch heute noch an den hohen Fahrgastzahlen zwischen Oper und Schottentor (Linie D, teilweise auch J), während die restliche Strecke der Ring-Rund-Linien 1 und 2 nur schwach ausgelastet ist (lange Stehzeiten am Stubentor und Schottenring). Um einen möglichst ungehinderten Autoverkehr zu ermöglichen, wurden viele Gleisverbindungen am Ring aufgelassen und die Ampeln auf den motorisierten Individualverkehr abgestimmt. Dadurch müssen Straßenbahnfahrgäste viele Umsteigevorgänge und lange Reisezeiten in Kauf nehmen. Deshalb fordert FAHRGAST die Einführung neuer Durchgangslinien, wie zum Beispiel die Zusammenlegung der Linien J und 71. Auch über andere Varianten, wie eine durchgehende Verbindung Währinger Straße - Oper - Landstraßer Hauptstraße oder Alser Straße - Schwedenplatz sollte diskutiert werden. Weiters ist eine Reduktion des Autoverkehrs am Ring zur wesentlichen Beschleunigung der Straßenbahnen anzustreben. Stephan-M. Kont siehe auch: FAHRGAST-Projekt Zusammenlegung Linie J und 71 |
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