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FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 4/98 - Dezember 1998
www.fahrgast.at/z98-4-1.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 14.9.1999 (ARK)
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Mit der Bahn nach Jordanien (2)

Auf den Schienen von Bregenz nach Amman

Ein Reisebericht von Peter Romen

In der vorigen Ausgabe von FAHRGAST konnten Sie lesen, wie der Autor und sein Neffe per Bahn die Strecke von Bregenz bis nach Islahiye, einem türkischen Ort nahe der syrischen Grenze, zurücklegten.

Mit der Bahn nach Jordanien (1)

Trotzdem standen wir in Islahiye sehr lange herum. Es wurde rangiert, neue Waggons kamen dazu, andere Waggons wurden abgehängt... Es waren nur mehr etwa 20 Kilometer bis Meydan Ekbez, dem syrischen Grenzbahnhof. Im Morgenland hat der Begriff "Zeit" eine andere Bedeutung als im Abendland, und irgendwann fuhren wir ja doch weiter. Die türkische Grenzkontrolle war kaum als solche zu bezeichnen. Soldaten, von denen einige deutsch sprachen - Gastarbeiterkinder - begleiteten uns bis zum Grenzstrich, stiegen dort aus und blickten dem langsam davonrollenden Zug genau unter die Waggons, um sicherzugehen, daß ja niemand flüchtet. Wohin und weshalb eigentlich? Nach wenigen Minuten erreichten wir den ersten syrischen Bahnhof: Meydan Ekbez.

Mit dem Auto nach Aleppo

Zur Grenzkontrolle mußten wir aussteigen; die Formalitäten waren aber sehr einfach. Dann erklärte uns der Bahnhofsvorstand in freundlichem Ton, der Zug führe erst gegen 17 Uhr nach Aleppo weiter. Es war gegen 14 Uhr. Wie sich später herausstellte, wollte er uns nur einen ihm bekannten Autobesitzer zur Fahrt nach Aleppo empfehlen - und wir Esel haben im Besitz einer gültigen Fahrkarte die teure Autofahrt bezahlt. Hinweis an alle Nachahmer: bleiben Sie im Zug sitzen! Der Zug fährt garantiert nach Aleppo! In den arabischen Ländern hat Zeit ohnedies einen anderen Stellenwert: "Die Eile ist des Teufels - Bei Allah ist Ruhe!" Wir kamen teuer nach Aleppo und stiegen nicht im berühmten, aber etwas heruntergekommenen "Baron" ab, in dem schon Agatha Christie und Charles Lindbergh residierten, sondern im modernen "Amir". Aleppo ist echter Orient: die berühmte Zitadelle auf einem Felsen inmitten der Stadt, der große Bazar und das größte Christenviertel aller arabischen Städte. Einige Tage sollte man sich in Aleppo Zeit nehmen, ehe man nach Damaskus weiterfährt. Der Anschlußzug fährt täglich um 0.30 Uhr und den erwischt der "Taurus-Expreß" aus Istanbul immer. Deshalb läßt sich die syrische Staatsbahn CSF in Meydan Ekbez auch so viel Zeit. Der Tageszug nach Damaskus, den ich vor einigen Jahren noch benützte wurde zu Gunsten der Busse eingestellt.

Latakia

Wir fuhren zuerst nach Latakia an die Mittelmeerküste, um das ganz in der Nähe liegende Ugarit zu besuchen, wo um 1400 vor Christus das Alphabet erfunden wurde. Von unserem kleinen Hotel "Ambassador" am Hafen hatten wir eine prächtige Aussicht. Das Hotel war wirklich sehr bescheiden, aber es genügte für den kurzen Aufenthalt. Und ein hervorragendes Restaurant fanden wir auch noch in Latakia, in dem nach dem Essen die traditionelle arabische Wasserpfeife fast ein "muß" ist.

Bus statt Bahn

Als wir einige Tage darauf nach Aleppo zurückfuhren, entschieden wir uns für den 7-Uhr-Zug. Im Hotel war zu dieser frühen Stunde noch niemand aufgestanden, und wir schlichen uns fast wie Zechpreller aus dem Hotel, obwohl wir selbstverständlich unsere Rechnung bereits bezahlt hatten. Glücklicherweise fanden wir unsere Pässe in einem Schubfach an der Rezeption. Es regnete in Strömen und es war schwer - um diese Zeit sehr schwer - ein Taxi zu finden, aber in Bahnhofsnähe gibt es keine Hotels. Die Züge auf der Strecke Aleppo - Latakia, die mehrmals am Tag verkehren, sind meist nur schwach besetzt.

Wie uns erzählt wurde, wartet man nur auf die Fertigstellung der Autobahn, um auch diese Personenzüge einstellen zu können. Denn obwohl die syrischen Bahnstrecken gut sind - die Strecke nach Latakia wurde erst in den 70er Jahren gebaut - fahren die Züge langsam und haben oft Verspätung. Ein mitreisender Syrer, der in der DDR Elektrotechnik studierte und hervorragend deutsch sprach, erklärte uns, das läge am Staatsbetrieb. Seiner Meinung nach sollte man die syrische Staatsbahn dringend privatisieren.

Um eine anstrengende Nachtfahrt zu vermeiden, nahmen wir einen der jede Stunde verkehrenden Busse von Aleppo nach Homs. Der Bus brauchte über die Autobahn weniger als vier Stunden. In Homs schloß sich die touristische Besichtigung an, die auch die Kreuzritterburg "Krak de Chevaliers" sowie einige Tage in der archäologischen Sehenswürdigkeit Palmyra mit einschloß. Auch diesmal benützten wir den Bus, da die Bahnstrecke dorthin nur dem Güterverkehr dient. Palmyra selbst ist eine Sensation! Schon vor den Römern besiedelt, wandelte sie sich unter diesen und den Byzantinern zu einer der reichsten und prächtigsten Städte des Orients. Es ist zu hoffen, daß die Archäologen auch weiterhin so gute Arbeit leisten wie bisher. Kurzum: ein Muß für jeden Syrienbesuch...

Mit dem Bus ging es dann in Syriens Hauptstadt, wo wir ganz zentral gelegen im "Oriental Palace" abstiegen, einem Hotel, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber trotzdem sehr empfohlen werden kann. Bequem läßt sich von dort zu Fuß diese Stadt besichtigen. Damaskus, die Stadt des Heiligen Paulus, der Omayadenmoschee mit dem Grab Johannes des Täufer, und dem aus Lessings "Nathan der Weise" bekannten Grab des legendären Saladin.

Jordanien

Unser "Oriental Palace" liegt am Bahnhofsplatz, von dem jeden Sonntag der Schmalspurzug der Hedjaz-Bahn in die nur 223 Kilometer entfernte jordanische Hauptstadt abfährt. Um 7 Uhr morgens war uns die Abfahrt angekündigt, aber der Fahrkartenverkäufer traf erst nach 7 Uhr ein. Viel hatte er nicht zu tun: wir waren auch diesmal lediglich drei Reisende: ein britischer Computerfachmann und wir beiden Österreicher. Daher waren zwei Waggons für den Zug ausreichend: ein Waggon 3. Klasse und ein Waggon je zur Hälfte 2. und 1. Klasse, alle aus den 20er Jahren stammend. Wir fuhren standesgemäß 1.Klasse.

Quietschend und pfeifend fuhr der Zug auf Straßenniveau durch Damaskus bis zum Staatsbahnhof "Kadem", an dem die Normalspurzüge aus anderen Teilen Syriens eintreffen. Den Vormittag verbrachten wir bei sehr bescheidenem Tempo - sicher nie über 50 km/h - in unserem "historischen" Holzwaggon bis zur Grenzstadt Dera'a. Wieder waren die Paß- und Zollkontrolle ein Minutenspiel. Der Aufenthalt war so reichlich bemessen, daß ein Besuch des Marktes am Bahnhofsvorplatz - ich erstand irakische Datteln - und der Dampflokremise kein Problem war. Dann bekamen wir eine jordanische Lok und weiter ging die Fahrt zur jordanischen Grenzstadt Mafraq mit ebenso kurzer Paß- und Zollkontrolle.

Amman

Langsam wich die Ebene Hügeln, und kurz nach 17 Uhr erreichten wir pünktlich den Bahnhof von Amman. Dieser einmal wöchentlich verkehrende Zug ist der einzige Personenzug, der Amman erreicht. Bei diesem Verkehrsaufkommen ist es kein Wunder, daß der Bahnhof über den Geleisen ein Tor hat, das nach Einfahrt des Zuges geschlossen wird. Von hier aus führt die Bahnstrecke bis ins etwa 300 Kilometer entfernte Aqaba am Roten Meer, aber eben nur für den Güterverkehr. Man kann allerdings auch eine kleine Motordraisine für 6 Fahrgäste mieten und damit wirklich ans Meer fahren. Dort würde dann das Fährschiff nach Ägypten warten. Wir begnügten uns mit einer Besichtigung von Jordaniens Hauptstadt und nahmen für den Rückweg das Flugzeug.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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