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FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 1/98 - April 1998
www.fahrgast.at/z98-1-3.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 14.9.1999 (ARK)
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Mit Zugbegleiter statt "fahrerlos"!

Der von den WVB in der kunft geplante "fahrerlose" Betrieb der derzeit in Projektierung und Ausschreibung befindlichen neuen U-Bahn-Garnituren hat eine heiße Diskussion entfacht.

Es ist noch nicht so lange her, daß der letzte Schaffner sein Kapperl nehmen mußte und dieses Berufsbild der Vergangenheit angehört. Sicher sind die Personalkosten ein großer Brocken in den Budgets aller Verkehrsunternehmungen, aber durch Personaleinsparung leidet oft auch das Kundenservice und das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste. Die Verkehrsunternehmungen werden immer anonymer, und sie verlieren den unmittelbaren Kontakt zum Fahrgast. Es ist kein Schaffner mehr da, mit dem man reden, oder bei dem sich das "Goldene Wienerherz" seine Seele ausschütten kann bzw. an den sich Hilfsbedürftige oder Ortsunkundige wenden könnten. Der Fahrgast findet nur mehr geheimnisvolle eiserne Automaten, für deren Bedienung so mancher eine Einschulung bräuchte, vor Freilich, der Vergleich von Straßenbahn und U-Bahn hinkt in jeder Weise, werden viele argumentieren. Aber muß, wenn die U-Bahn "fahrerlos" betrieben werden soll, diese auch ohne mitfahrendem Personal verkehren?

Ein neues Berufsbild "Zugbegleiter" wäre hier gefragt! Nachdem schon jetzt die U-Bahn-Züge nahezu vollständig automatisch verkehren und die verbliebenen Aufgaben durch technische Einrichtungen ersetzt werden sollen, ist die Frage nach der Notwendigkeit eines Fahrers wohl gestattet. Die einzige derzeit dem Fahrgast unmittelbar betreffende Tätigkeit des Fahrers ist die Abfertigung des Zuges mit "Zug fährt ab!", und die ist ohnedies nicht mehr zeitgemäß. Es wäre von Vorteil für die Fahrgäste, den bisher in seiner Kabine abgekapselten Fahrer durch einen Zugbegleiter zu ersetzen.

Wien hätte hier wirklich die Chance, anders zu sein und ein neues Kundenservice und Sicherheitsgefühl den U-Bahn-Fahrgästen zu bieten. Die teilweise verwinkelt und unübersichtlich gebauten U-Bahn-Stationen sind ein eigenes Problem, die subjektive Sicherheit des Fahrgastes ein anderes.

Vor allem müßte der Zugbegleiter Sicherheitsaufgaben übernehmen, die in den geplanten Großraumzügen leichter wahrnehmbar sind als in Garnituren mit einzelnen getrennten Waggons. Alleine durch die Anwesenheit eines Zugbegleiters und seine vorzusehenden Kommunikationsmöglichkeiten könnten potentielle Täter abgeschreckt und dadurch der Vandalismus, die Verschmutzung der Züge und eventuelle Übergriffe auf andere Fahrgäste eingedämmt werden - und das ist auch nicht zu verachten!

Eine weitere Aufgabe des Zugbegleiters könnte auch die Durchführung der Fahrscheinkontrolle sein. Mit einem speziellen Handy ausgestattet, bei dem der Zugbegleiter bei Bedarf nur unauffällig einen Zahlencode einzugeben braucht, um in der nächsten Station den Zug anzuhalten und falls notwendig auch Hilfe anzufordern, könnte auch ein ständiger Kontakt des Zugbegleiters mit der Außenwelt geschaffen werden. Möglicherweise wäre ein Teil der Personalkosten langfristig durch weniger Schäden gedeckt. Eine Anhebung des subjektiven Sicherheitsgefühles der Fahrgäste, vor allem in den Abendstunden, könnte vielleicht auch bisher ängstliche Fahrgäste zum Umstieg auf die U-Bahn bewegen. Dies alles sollte die Einführung von Zugbegleitern noch allemal wert sein.

Noch etwas: Die Ausstattung der U-Bahn-Strecken mit Sendern für die mobilen Telephonnetze wäre der Dienst am Kunden schlechthin. Nein, nicht nur daß es überall bimmelt und jeder uneingeschränkt quasseln kann, auch ein Sicherheitsaspekt wäre damit verbunden. Wo sind wirklich noch funktionierende Telephonzellen im U-Bahn-Bereich zu finden?

Wenn die WVB diese Vorschläge verwirklichen und Traditionen über Bord werfen, bedeutet das einen Schritt in die richtige Richtung. Wir wollen doch alle auch in Zukunft in Wien eine moderne, vorzeigbare U-Bahn mit zufriedenen Fahrgästen und keinen altmodischen unsicheren silbernen Grottenwurm.

Wolfgang Kremser


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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