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FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 2/99 - Juni 1999
www.fahrgast.at/z99-2-2.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 14.9.1999 (ARK)
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Symposium ÖBB - "Wir sind Bahn"

Am 15. März 1999 fand in Salzburg wieder das alljährliche Treffen von hochrangigen ÖBB-Managern, an der Spitze Dr.Forster vom Personenverkehr-Marketing, und Vertretern der in "Wir sind Bahn" zusammenarbeitenden Fahrgast- und Verkehrsinitiativen statt. In Arbeitskreisen wurden wichtige Themen erörtert und die Standpunkte von Bahn und Initiativen ausgetauscht. In einer Pressekonferenz übergaben dann die Fahrgastinitiativen eine Resolution an die Medien. Die Arbeitskreise erbrachten folgende Ergebnisse:

Verkehrsverbundorganisation

Ausgangspunkt waren die Forderungen der ÖBB nach einem einheitlichen Verkehrsverbund für Österreich und die Sorge der Initiativen, daß die ÖBB hier ein Monopol zu Lasten der anderen Verkehrsunternehmen anstreben.

Die ÖBB stellten klar, daß sie keinesfalls die Verbünde übernehmen wollen, aber auf eine einheitliche Verbündestruktur für ganz Österreich hinarbeiten. Jeder Verbund habe seine eigenen Regeln. Deshalb sei der Organisationsaufwand ziemlich hoch, während die Fahrgastzahlen stagnieren.

Ziele seien die klare Trennung von Bestellerebene und operativer Ebene (Betrieb), ein einfaches Tarifsystem (Wabenzonen), ein einheitliches Fahrgastinformationssystem, und es sollten Verbundtarif und Haustarif nicht nebeneinander verwendet werden.

Die Bestellerebene solle die übergeordneten Planungen durchführen, Qualitätskriterien erstellen, Leistungsbestellungen abgeben und diese finanzieren. Die Verkehrsunternehmen sollten sich intern organisieren, den Betrieb führen und dabei (innerhalb festgelegter Spielregeln) die Tarifhoheit innehaben. Sie würden die Einnahmen selbst abrechnen und aufteilen sowie sich um das Marketing kümmern. Bei der Einnahmenaufteilung müsse die Leistungsbezogenheit als wichtiger Grundsatz gelten.

Tarife

Die Initiativen brachten den Wunsch nach einem einfachen Tarifsystem zum Ausdruck, was die ÖBB gleichfalls anstreben. Große Differenzen gab es bezüglich Kilometerbank und Grüner Bank.

Hauptziel der ÖBB ist die Vereinfachung: Im Nahverkehr soll nur der Verbundtarif gelten, im Fernverkehr die drei Klassen Vollpreis, Vorteilscard und Gruppenermäßigung.

Die Vereinfachung sei auch notwendig, da künftig vermehrt Automaten aufgestellt werden sollen, was nur bei einfacher Tarifstruktur möglich ist.

Die Ergebnisse in Kürze:

  • Die Gültigkeit der Vorteilscard in Bahn UND Bus sei denkbar, das könnte im Zuge der Verkehrsverbundneuordnung eingeführt werden. Zumindest eine ÖBB-interne Gültigkeit beim BahnBus sollte möglich sein.
  • Die Grüne Bank wird auf alle Fälle eingestellt, da sie für den Schaffner einen zu hohen Arbeitsaufwand bedeute. Gleiches gilt auch für die Kilometerbank.
  • In stark frequentierten Bahnhöfen werden künftig Fahrscheinautomaten zusätzlich zu den Schaltern aufgestellt. Manche Strecken sollen vollständig mit Automaten ausgerüstet und die Führung vorerst nur einzelner Züge ohne Zugbegleiter erprobt werden. In den Abendstunden sollen aber die Schaffner auf alle Fälle bleiben.

Fahrplan

Hier wurden von "Wir Sind Bahn" der unvollkommene integrale Taktverkehr, die baustellenbedingt langen Fahrzeiten sowie die schlechten grenzüberschreitenden Verbindungen aufs Tapet gebracht.

Grundsätzlich wollen die ÖBB Parallelverkehre abbauen und den Verkehr vom Bus auf die Schiene bringen. Zu den großen Beschränkungen durch Baustellen meinen die ÖBB, daß es derzeit einfach nicht besser möglich sei. Auf der Westbahn soll es aber ab ca. 2001 Geschwindigkeitserhöhungen geben, wenn größere Abschnitte 4-gleisig befahren werden können. Der Fahrplan 2000-2001 soll im Fernverkehr auf der Südbahnstrecke große Verbesserungen bringen.

Zu Rücknahmen im grenzüberschreitenden Verkehr, v.a. nach Slowenien, sei es gekommen, da dieser extrem schwach angenommen worden sei. Auch Richtung Ungarn ist ein Fahrgastrückgang zu verzeichnen, für Menschen aus den ehemaligen Oststaaten sei die Bahn in Österreich einfach zu teuer. Vor einem EU-Beitritt sei kaum ein Zuwachs zu erwarten.

Fahrgastinformation

Hier wurden einzelne, bereits früher besprochene Problemfälle auf ihre Lösung überprüft. Manches konnte abgehakt werden, es bleibt aber noch genug zu tun.

Die Fahrplan-CD-ROM wird künftig Schiene und BahnBus enthalten. Im Zuge der Bahnhofsumbauten sollen die Reisezentren neu organisiert werden. Fahrzeugumbauten (Fahrtzielanzeigen etc.) wird es kaum geben, statt dessen wird auf gute Qualität bei Neufahrzeugen geachtet.

Als Pilotprojekt wurde vom Salzburger Marketingchef Penetzdorfer die Mobilitätszentrale Pongau in Bischofshofen vorgestellt, welche als EU-Projekt entstanden ist. Ziel sei ein touristisches Gesamtangebot; die Gäste sollen dazu gebracht werden, per Bahn anzureisen.

Marketingchef Dr. Forster erneuerte seine Einladung an die Initiativen, bezüglich offener Fragen jederzeit mit den entsprechenden Ansprechpartnern bei den ÖBB Kontakt aufzunehmen.

Resolution

Anläßlich des Symposiums wurde von "Wir sind Bahn" eine Resolution an Vorstand und Aufsichtsrat der ÖBB gerichtet, die folgende Hauptpunkte aufwies:

  • Die Regionalmanager in den Bundesländern wieder mit mehr Kompetenzen auszustatten;
  • zum integralen Taktverkehr zurückzukehren;
  • einen österreichweiten Verkehrsverbund einzurichten, jedoch nicht mit den ÖBB als Verbundmanager;
  • Aufrechterhaltung des Güterverkehrs auf den Regionalbahnen;
  • einfaches Tarifsystem und Komfortverbesserung;
  • Verbesserung der Fahrgastinformation und Beibehaltung der Schaffner und
  • Kooptierung eines Fahrgastvertreters in den Aufsichtsrat der ÖBB.

Zum letzten Punkt bemerkte der Sprecher der Salzburger Verkehrsplattform, Peter Haibach, daß auch die Fahrgäste einen Vertreter in den ÖBB-Aufsichtsrat entsenden wollen. Denn wenn die Spediteure dort vertreten sind, hätten die Fahrgäste wohl auch ein Anrecht darauf...

Andreas Schwarz

siehe auch: WIR SIND BAHN    FAHRGAST 1/98


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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