FAHRGAST - Die Zeitung |
Ausgabe 4/99 - Dezember 1999 |
www.fahrgast.at/z99-4-2.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 30.12.1999 (ARK) |
Verfrühungen - ein häufiges ÜbelNachdem wir in FAHRGAST 3/1999 dieses Thema aufgegriffen hatten, bekamen wir Berichte von vielen Lesern. Auch in unserem Internetforum haben wir darüber - auch mit Mitarbeitern der Wiener Linien - diskutiert. Mehrere UrsachenVerfrühungen können unterschiedliche Ursachen haben:
Besonders zu verurteilen sind Verfrühungen dort, wo auf vorgesehene Anschlüsse nicht gewartet wird, sogar trotz vorhandener technischer Hilfsmittel. Ein Beispiel dafür ist die U-Bahnstation Längenfeldgasse, wo die Fahrer angewiesen sind, die Durchfahrtszeiten einzuhalten, und es besteht die Abwartepflicht, wenn das Anschlusssignal aufleuchtet. Wenn ein Fahrer dies missachtet, darf das nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Erfahrung zeigt, dass hier ein sofortiges Umsteigen zwischen U4 und U6 in 60 bis 70 Prozent der Fälle möglich ist. Als Beispiel im Straßenbahnbetrieb wäre der Schwedenplatz zu nennen, wo - nicht oft, aber manchmal doch - der 21er zu früh Richtung Praterkai abfährt, obwohl der Fahrer den aus Richtung Schottenring eintreffenden 1er, auf welchen er laut Dienstvorschrift zu warten hätte, im Stationsrückspiegel erkennen kann. Andere notorische Verfrüher sind die Linien 40 und 58 stadtauswärts. Selbstverständlich erwarten wir nicht, dass auf erheblich verspätete U-Bahnen, Straßenbahnen oder Busse gewartet wird, weil dadurch weitere Verspätungen entstehen und der ganze Fahrplan zusammenbricht. Während im Oberflächenverkehr in der Hauptverkehrszeit zeitweilige, geringfügige Verfrühungen insoweit tolerierbar sind, als dadurch zu erwartenden Verspätungen vorgebeugt wird, gilt diese Rechtfertigung im Abend- und Wochenendverkehr ab einem 10-Minuten-Intervall nicht. Wenn der Fahrplan nicht eingehalten werden kann, dann ist er schlecht und man muss ihn ändern. Das VOR-Fahrplanbuch könnte durchaus darauf hinweisen, dass Änderungen regelmässig in Form eines Ergänzungheftes publiziert werden. Interessante BeobachtungUnser Mitglied, Gerhard Ofner hat im August 1999 eine präzise Beobachtung der Linie 64A in Alterlaa durchgeführt. Von 300 Abfahrten waren 85 1-9 Min. verspätet (39%), 136 1-5 Min. verfrüht (40%) und 79 nach Plan (21%). Nicht unschuldig an diesen Abweichungen waren die ungeeigneten Fahrpläne, die ein Fehlverhalten der Buslenker provoziert haben. Die leider oft sehr geringe Fahrgastzahl war auch ein Anreiz zur Verfühung. Horrende FolgenVerfrühungen können für den Fahrgast, aber auch für andere, unbeteiligte Menschen horrende Folgen haben. Ein Leser hat uns geschrieben:
GegenmaßnahmenEine Verspätung empfinde ich wie eine Leistung mit verminderter Qualität, eine Verfrühung dagegen wie einen Betrug, da der Fahrgast die versprochene Leistung nicht in Anspruch nehmen kann. Die VU sollen aber dafür sorgen, dass Fahrzeuge und Personal vorhanden sind und der Fahrplan eingehalten wird. Das gehört zu den Qualitätskriterien, die die VU zu erfüllen haben (siehe auch Verträge zur Sicherung der ÖPNV-Qualität - Ausgabe 3/99). In Melbourne beispielsweise können Unzuverlässigkeit, schlechte Fahrplangestaltung, mangelhafte Zufriedenstellung der Kunden, das Unvermögen, ein entsprechendes Sortiment an Fahrkarten bereitzuhalten und zu späte Umsetzung von Serviceverbesserungen zu bis zu einer Pönale von 1 Mio. AU$ an den Besteller führen. Ein das ganze Liniennetz umfassendes, rechnergesteuertes Betriebsleitsystem (RBL), das in Wien derzeit leider nur auf drei Linien eingesetzt wird, könnte gegen die Verfrühungen helfen: Hier werden die tatsächlichen Abfahrtszeiten registriert, und bei einer Kundenbeschwerde kann der Fahrer sein Fehlverhalten nicht mehr abstreiten. Es ist kein Zufall, dass einige Personalvertreter gegen die flächendeckende Einführung dieses Systems einen hinhaltenden Widerstand leisten. Vom RBL erwarten wir auch solche Vorteile, dass ein Umsteigen sogar bei geringfügigen Verspätungen möglich wird, auch wenn die Fahrzeuglenker einander nicht sehen können. Laut Auskunft der Wiener Linien wird an der RBL-Einführung mit hohem Einsatz gearbeitet, damit im Jahr 2000 viel mehr Linien angeschlossen werden können. Aber auch dort, wo das RBL noch nicht eingesetzt wird, könnte man mit einfachen Methoden Abhilfe schaffen. Ein ausgedruckter Fahrplan mit "Checkpoints" (alle 3-4 Haltestellen), wo der Fahrer nicht früher wegfahren darf und eine genaue, leicht lesbare Funkuhr wäre für die Fahrer eine praktische Hilfe. Die Wirksamkeit der Rechnersteuerung zeigt folgendes Beispiel:
Ein Leser aus Deutschland hat uns informiert, dass bei manchen Regionalbusunternehmen,
BeschwerdenWenn Sie eine Verfrühung bobachten, schreiben Sie bitte folgende Daten, sowohl an das VU, als auch uns: Datum, Uhrzeit, Linie, Haltestelle, Fahrtrichtung, Plan- und tatsächliche Abfahrtszeit und falls bekannt die Wagennummer. Die VU sollten so lange nicht in Ruhe gelassen werden, bis sie das Übel der Verfrühungen wirksam bekämpfen. Thomas Farkas Foto U4 Längenfeldgasse: metroPlanet by Robert Schwandl. |
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